Hartblau - Nr.945

Hartblau ist eine mittelstark wachsende, extrem frostharte Rotweinsorte mit großen, lockerbeerigen, zottigen Trauben und kleinen, elliptischen, hartschaligen, fäulnisresistenten Beeren. Sie ist spät reifend, bildet häufig Doppeltrauben, ist aber stark blühanfällig, vermutlich physiologisch weiblich und auf Fremdbefruchtung angewiesen. Die Sorte erzielt selbst spät im Jahr hohe Zuckergrade (über 100 °Öchsle) ohne Fäulnis. Der erste Ausbau ergab einen dunkelroten, tanninreichen, lagerfähigen Wein mit Potenzial für Cuvées im Stil italienischer oder französischer Verschnittweine

Hartblau war bis 2007 in Deutschland verschollen. Historisch gehörte sie zum altfränkischen Mischsatz und wurde mit Sorten wie Süßschwarz, Hängling, Silvaner, Elbling und Traminer kultiviert. Genetisch ist sie ein nahezu identischer Zwilling des Süßschwarz (11 von 12 Allelen), stammt aus dem Raum Karpaten/Transsylvanien und wurde durch Kreuzritter vermutlich im Hochmittelalter an die Donau, den Main und nach Sachsen gebracht. Zusammen mit dem Süßschwarz gehört er zur F1 Generation, die erste Generation der heterozygoten Kulturreben. Die Sorte ist mehrfach in frühneuzeitlicher Literatur dokumentiert, z. B. von Kerner (1810) als „Avernat Tinto“ und in Franken unter dem Namen „Hartblaue“. Hartblau ist die älteste Rotweinsorte Deutschlands.